Gesundheit

Grenzüberschreitende Praxis für Suchtmedizin - 2013

Pilot-Projekt im Eurodistrikt

Am 17. September 2013 eröffnete unter den Räumen der Drogenberatungsstelle (DROBS) in Kehl eine grenzüberschreitende Praxis für Suchtmedizin. Das Projekt wurde von der DROBS (Jugend- und Drogenberatungsstelle) des bwlv (Baden-Württembergischer Landesverband für Prävention und Rehabilitation) auf deutscher Seite und dem Verband Ithaque auf französischer Seite initiiert und mit Unterstützung des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau, der Stadt Kehl, des Ortenaukreises und des Landes Baden-Württemberg umgesetzt. Die feierliche Einweihung fand in den Räumlichkeiten des Suchtzentrums statt.

Ziel des Projekts der grenzüberschreitenden Praxis für Suchtmedizin ist es, die Behandlung und Begleitung drogenabhängiger Menschen zu verbessern. Die Praxis befindet sich im Erdgeschoss der Jugend-und Drogenberatungsstelle, die eigens dafür umgebaut wurde und schließt eine Versorgungslücke im grenznahen Bereich: Knapp fünfzig Patienten bleibt ab sofort der lange Weg nach Offenburg erspart und die in Deutschland lebenden Franzosen können das Angebot ebenfalls nutzen. Hinzu kommen diejenigen, die aufgrund der Entfernung zur Schwerpunktpraxis in Offenburg bislang nicht in Behandlung waren. Mittelfristig wird die neue Praxis voraussichtlich 120 bis 140 Personen aus dem Grenzgebiet betreuen.Frank Scherer, Präsident des Eurodistrikts und Landrat des Ortenaukreises betonte denn auch die Bedetung der Klinik für die ganze Region: "Die Realisierung der Praxis für Suchtmedizin ist ein Meilenstein in der Entwicklung der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung im Eurodistrikt."

Der innovative Charakter der neuen Praxis für die medizinische Suchtbehandlung liegt in seiner grenzüberschreitenden Funktionsweise sowie der Zusammenführung medizinischer, sozialer und psychologischer Fachkompetenz an einem Ort. Substitutionspraxen in Form einer solchen Mikrostruktur weisen in Frankreich besondere Behandlungserfolge auf. Dabei begleitet ein interdisziplinäres Team aus einem Arzt, einem Sozialarbeiter und einem Psychologen die Patienten in enger Abstimmung untereinander. „Die Substitutionspraxis in Kehl wird diese Funktionsweise der französischen Mikrostruktur annehmen“, erklärt Dr. Alexandre Feltz, Mitglied der Expertengruppe "Gesundheit" und des Eurodistriktrats, der als Vertreter der französischen Seite anwesend war.

Träger der Praxis ist die DROBS des bwlv; das ärztliche Team, welches noch Verstärkung sucht, besteht aus Dr. Grassmann, Dr. Baldner und Dr. Seufert. Alle drei sind zweisprachig und können daher sowohl deutsche als auch französische Patienten in deren Muttersprache behandeln.

Die Umsetzung der grenzüberschreitenden Praxis wurde vom Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau, der Stadt Kehl, dem Ortenaukreis und dem Land Baden-Württemberg gefördert. Durch die Schaffung der Rahmenbedingungen für die Abrechnung erbrachter Leistungen wird die Praxis in absehbarer Zeit kostendeckend arbeiten können. Bis dahin wird der Eurodistrikt das Projekt mit rund 150.000 € fördern.

Außerdem wird die Stadt Kehl – in deren Vertretung Oberbürgermeister Dr. Günther Petry anwesend war – die Kosten für den Umbau (rund 30.000 €) übernehmen, sowie jährlich 12.540 € Warmmiete zahlen. Der Sozialausschuss des Kreises wird einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 6.000 € beisteuern und sich mit 24.300 € an der 50%-Sozialarbeiterstelle beteiligen; auch das Sozialministerium des Lands Baden-Württemberg beteiligt sich über die Landesförderung mit 8.450 € an dieser Stelle.