Der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau hat eine Studie durchführen lassen, deren Ergebnisse helfen sollen, das bestehende Verkehrsnetz zu verstärken und neue Angebote zu schaffen. Erklärtes Ziel ist die Verbesserung der Mobilität und die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel im Eurodistrikt.

Viele Bürgerinnen und Bürger im Eurodistrikt überqueren regelmäßig die Grenze, um beispielsweise einzukaufen oder um zur Arbeit und zur Schule zu kommen. Dabei stehen ihnen viele Möglichkeiten offen: Zu Auto, Bus, Zug und Fahrrad gesellt sich bald auch die Tram von Straßburg nach Kehl; der Rhein kann zwischen Straßburg und Kehl oder Offenburg, zwischen Freistett und Gambsheim, sowie zwischen Nonnenweier und Gerstheim überquert werden.

Dennoch hat jedes Land seinen eigenen öffentlichen Nahverkehr (SNCF und CTS auf französischer Seite, DB und SWEG in Deutschland) und so gestaltet es sich oftmals schwierig, abends nach Straßburg zu fahren, um ein Theaterstück zu besuchen, oder am Wochenende von Frankreich aus den Schwarzwald zu erwandern, was die Frequenz oder die Abstimmung der bestehenden Verbindungen betrifft.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat der Eurodistrikt ein deutsch-französisches Beratungsunternehmen beauftragt, das auf Mobilitätsplanung spezialisiert ist. Dieses sollte Angebot und Nachfrage im grenzüberschreitenden Nahverkehr analysieren sowie Defizite und Missstände aufdecken.

Diese Studie zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Personennahverkehrs im Gebiet des Eurodistrikts wurde 2015 präsentiert. Sie umfasst eine Analyse der aktuellen Situation sowie 17 Handlungsempfehlungen, um den grenzüberschreitenden Verkehr in den Bereichen Zug-, Bus- und Fahrradverkehr sowie Straßen- und Brückeninfrastruktur zu verbessern.

Priorisierung der Maßnahmen

Anschließend untersuchte die Expertengruppe „Mobilität“ des Eurodistrikts (Landratsamt Ortenau, Eurometropole Strasbourg, Städte Lahr, Offenburg und Kehl, TGO, Region Grand Est, NVBW, Conseil Départemental Bas-Rhin, Eurodistrikt) die Empfehlungen weiter. Sie nahm eine Unterteilung in drei Kategorien vor: A) Realistisch umsetzbare Projekte; B) Projekte, die weiterer Prüfung bedürfen und C) Aktuell nicht weiterzuverfolgende Projekte.

Diese Kategorisierung wurde von den Ratsmitgliedern des Eurodistrikts während ihrer Ratssitzung vom 03.12.2015 einstimmig angenommen und noch um zwei Maßnahmen (M18 und M19) in Kategorie B ergänzt:

A) Prioritäre Projekte, die das Arbeitsprogramm des Eurodistriktes bestimmen:

M1. „Taktlücke am Vormittag schließen TER Strasbourg-Ortenau“
M2. „Ab Offenburg Anschluss Richtung Lahr an Nachtverbindung aus Strasbourg (Abfahrt Strasbourg 22:52 Ankunft Offenburg 23:21)“
M8. „Zusätzliche Bike+Ride-Anlagen in Krimmeri-Meinau, Molsheim, Lahr, Strasbourg gare“
M12. „Pilotprojekt: Schnellbus-Verbindung zwischen Offenburg und Illkirch“
M13. „Angebotsergänzung Vis-à-Vis Bus“
M14. „Vertriebs- und Sortimentsausweitung Europass-Fahrkartensortiment: Vertrieb im Internet/Smartphone, Einzelfahrscheine“
M15. „Prüfung der Einführung eines gemeinsamen Verkehrstickets für alle öffentlichen Verkehrsmittel im Eurodistrikt“

B) Projekte, die weiterer Prüfung bedürfen:

M4. „Kleine Rad- und Personenfähre über den Rhein bei Schwanau-Ottenheim“
M5. „Kontinuität der grenzüberschreitenden Radrouten mittels Anpassung des Straßennetzes“
M6. „Eigenständige Radwege, für Radfahrer freigegebene Wirtschaftswege und sonstige wenig befahrene Straßen sowie gesicherte Überwege über stärker frequentierte Straßen“
M7. „Angebaute Auskragungen für Fußgänger und Radfahrer an bestehender Brückenstruktur über Rheinseitenkanal“
M11. „Erhöhung Takt Regionalbus Kehl“
M16. „Reduzierte Eintrittspreise für bestimmte Einrichtungen / Veranstaltungen in der Region bei Vorlage des Europasses“
M17. „Neue Rheinquerung auf Höhe Erstein/Lahr“
M18. „Prüfung für grenzüberschreitende ÖPNV-Anbindung am Flughafen Lahr“
M19: „Prüfung der Machbarkeit eines Pilotprojektes für eine Ausweitung der Buslinie 106 (von Schweighausen / Seelbach über Lahr nach Meißenheim) von Meißenheim nach Erstein“

C) Aktuell nicht weiterzuverfolgende Projekte:

„M3. Versuchsweise Einrichtung einer direkten Regionalzug-Verbindung Roeschwoog (Bischheim) - Strasbourg-Offenburg“

„M9. Zusätzliche Abfahrt der Linie 271 nach Europa Park“

„M10. Bus für die Beschäftigten des Europa-Parks“

Am 03.12.2015 hat der Rat des Eurodistrikts in seiner Beschlussvorlage präzisiert, dass „ der Eurodistrikt mit seinem begrenzten Budget nicht allein und nicht für alle Maßnahmen als Kostenträger auftreten kann. Aber er kann die relevanten Partner zusammenbringen und mit konkreten Maßnahmenvorschlägen sowie Anschub- oder Teilfinanzierungen eine Antriebsfunktion wahrnehmen. Der Rat des Eurodistrikts beauftragt die Arbeitsgruppe die nächsten Schritte einzuleiten und die Umsetzung der Maßnahmen aus den Kategorien A und B voranzutreiben. Die Priorität liegt dabei auf einer zeitnahen und umfassenden Umsetzung der Maßnahmen aus der Kategorie A.“