Eurodistrikt-Bürgerkonvent - 2024
Reger Austausch beim deutsch-französischen Bürgerkonvent
Mit dem Ziel Bürger, politische Vertreter und Mobilitätsexperten zusammen zu bringen, um gemeinsam über das aktuell bestehende Tarifangebot im grenzüberschreitenden Bereich sowie mögliches Ausbaupotenzial dieses Angebots zu diskutieren, fand am 6. November 2024 in Straßburg der sechste Bürgerkonvent des Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau statt.
Trotz des technischen Themas war eine bunte Mischung von Teilnehmenden zugegen. Über 50 Bürgerinnen und Bürger diskutierten mit politischen Vertreterinnen und Vertretern der Eurodistrikt-Mitgliedsstädte beider Rheinseiten über ihre Wahrnehmungen und Wünsche zum Thema der grenzüberschreitenden Tarifierung – ein Thema, das für die Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität aktuell auf der politischen Agenda des Eurodistrikts steht.
So betonte Eurodistrikt-Präsidentin Jeanne Barseghian in ihrem Grußwort, dass gerade der grenzüberschreitende öffentliche Nahverkehr im Lebensraum Eurodistrikt eine entscheidende Rolle spiele, sowohl um eine nachhaltige Mobilität in den deutschen und französischen Kommunen voranzutreiben als auch um die Menschen im Eurodistrikt über den Rhein hinweg stärker miteinander zu verbinden.
„Wir haben das Glück, in unserer Region ein sehr gut ausgebautes Netz mit vielfältigen Verbindungen und Angeboten mit Zug, Tram und Bussen über den Rhein zu haben. Aber es gibt immer noch eine Reihe von Hindernissen und unser Ziel ist es, diese Angebote zu vereinfachen und zu verbessern und die Möglichkeit zu prüfen, vielleicht noch einen Schritt weiterzugehen, zum Beispiel mit einem grenzüberschreitenden Tarifverbund“, so Barseghian. Auf dem Weg dahin sei es wichtig, auch die täglichen Erfahrungen der Bürgerinnen und Bürger in die Überlegungen miteinfließen zu lassen.
Alltagserfahrungen grenzüberschreitender Mobilität
Den Einstig in den Abend bildete somit eine Art Bestandsaufnahme, um besser zu erfassen, welche der vielfältigen Tarifangebote die Bürgerinnen und Bürger überhaupt kennen und nutzen. Generell zeigten sich die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen dieser Bestandausnahme gut über die bestehenden grenzüberschreitenden Angebote informiert. Als positiv wurde besonders der Europass empfunden, dessen einfache Handhabung die Bürgerinnen und Bürger sehr schätzten. Und auch die Nahverkehrslinie 280 Erstein-Lahr sowie der Vis-à-Vis-Bus Lahr-Obernai, der mit einem Fahrradanhänger die kostenlose Fahrradmitnahme ermöglicht, wurden positiv genannt. Auch die Tram wurde als positives Beispiel genannt.
In einem zweiten Schritt wurde das bestehende Tarifangebot gemeinsam beleuchtet und basierend auf den Alltagserfahrungen der Bürgerinnen und Bürger gezielt Stärken, tägliche Herausforderungen und konkrete Verbesserungsvorschläge der Teilnehmenden herausgearbeitet. Viele der bekannten Probleme bei der Tarifierung wurden bekräftigt. So zielte ein Großteil der Anliegen darauf, den Erwerb der Tickets an den Automaten zu verbessern. Oft seien Ticktes, die im grenzüberschreitenden Alltag benötigt würden nicht am Automaten erhältlich. Bemängelt wurde beispielweise, dass an den Automaten im Straßburger Bahnhof kein Einzelticket nach Kehl gekauft werden könne, und andersherum. Auch dass deutsche Tickets in Straßburg nicht am Automaten, sondern nur über das Smartphone gekauft werden können und an den Kehler Automaten wiederum keine Kartenzahlung, sondern nur Bargeldzahlung möglich sei, wurde bemängelt. Für die Nutzung des ÖPNV sei es zudem wichtig, die Taktung und die Anschlussmöglichkeiten zu verbessern, so die Forderung der Teilnehmenden. Zu oft würde man sich, gerade auf der Strecke Straßburg-Offenburg, in vollen Zügen oder Taktlöchern wiederfinden. Auch die Ausweitung des Baden-Württemberg-Tickets und des Ortenau Umwelt Tickets auf die französische Seite wurden gewünscht.
Runder Tisch mit lokalen Vertretern
Darüber, wie die verschiedenen Bürgeranliegen an verantwortlicher Stelle umgesetzt werden können, diskutierten der neue Landrat Thorsten Erny und Alain Jund, Vizepräsident der Eurometropole Straßburg für Mobilität und Eurodistrikt-Ratsmitglied, mit André Lott, Präsident der Fnaut Grand Est, und Hannes Linck, Projektleiter VCD-Freizeitfahrplan mit den Bürgerinnen und Bürgern in einer Podiumsdiskussion. Alle vier zeigten sich erfreut über das große Detailwissen der Teilnehmenden und über die Intensität der Austausche an dem gemeinsamen Abend. Viele der Aspekte seinen jedoch bekannt, so die beiden Vertreter von Fnaut du VCD, daher gelte es nun zu schauen, wie in naher Zukunft Verbesserungen erreicht werden könnten. Alain Jund und Thorsten Erny sahen hier eine Chance für den Eurodistrikt als grenzüberschreitende Plattform, um die zuständigen Aufgabenträger beider Rheinseiten an einen Tisch zu bringen. Der Eurodistrikt ist hier bereits aktiv geworden und hat in Absprache mit den beteiligten deutschen und französischen Verkehrspartnern eine Machbarkeitsuntersuchung zu Einführung eines grenzüberschreitenden Tarifverbunds eingeleitet. Dies seien dicke Bretter, die gebohrt werden müssten. Auf dem Weg dahin gelte es zunächst die Ergebnisse des Bürgerkonvents mit den deutschen und französischen Aufgabenträgern zu diskutieren, um einzelne Punkte zu definieren, für die gemeinsam unterschwellige Lösungen angestrebt werden können.
Der Bürgerkonvent ist eine alle zwei Jahre vom Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau organisierte, deutsch-französische Veranstaltung, mit dem Ziel, die Zivilgesellschaft stärker in das aktive Mitgestalten des gemeinsamen grenzüberschreitenden Gebiets miteinzubeziehen.
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