Kultur

Eurodistrikt Kulturforum - 2021

Mit dem Ziel, die Kulturakteure beider Rheinseiten zusammen zu bringen und neue Ideen der Zusammenarbeit über die Grenze hinweg anzuregen, lud der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau Kulturschaffende beider Rheinseiten am 7. und 13. Oktober 2021 erstmals zu einem grenzüberschreitenden Kulturforum ein.

 „Kultur ist eines der wichtigsten Profilthemen des Eurodistrikts und wenn man sich als gemeinsamer Wirtschafts-, Politik- und Lebensraum begreift, wie der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau, hat Kultur eine ganz wichtige Funktion. Denn Kultur kann Identität stiften, Kultur schafft Begegnung, öffnet Perspektiven und Kultur hilft verstehen“, so Eurodistrikt-Präsident Frank Scherer in seinem Grußwort zu dem Forum, das sich als Austausch- und Inspirationsplattform sah und an dem rund 40 Fachakteure aus den deutschen und französischen Mitgliedskommunen des Eurodistrikts teilnahmen. 

Fachateliers 

Diese kamen in einer ersten Runde am 7. Oktober zunächst in drei Fachateliers zusammen. Unterteilt in die Themenbereiche „Kultur und grenzüberschreitendes Publikum“, „Kultur und Jugend“ sowie „Kultur und digitale Welt“ nahmen sie die Herausforderungen in den Blick mit denen sie sich in ihrer Arbeit konfrontiert sehen und formulierten Ideen für eine Weiterentwicklung der Kulturarbeit.  

Mit Blick auf einen grenzüberschreitenden Zugang zu Kultur sprachen sich die Teilnehmenden beispielsweise für das Schaffen von spezifischen Kulturbegegnungsorten in Grenznähe aus, die spartenübergreifend genutzt werden und das Problem der teils langen Anfahrtswege zu Veranstaltungen von einem Land ins andere mindern könnten. Ebenfalls wichtig sei Kulturangebote stärker in den öffentlichen Raum zu bringen und bereits vorhandene Orte, wie den Garten der Zwei Ufer, kulturell stärker zu nutzen, um ein breiteres, auch ‚kulturferneres‘ Publikum zu gewinnen. Für eine stärkere Einbeziehung und Begeisterung der Jugend betonten die Akteure, dass gerade Sub- und Jugendkulturen stärker zu fördern und rheinübergreifend zu vernetzen seien.

Als Hürde für das Organisieren deutsch-französischer Kulturprojekte nannten die Teilnehmenden das teils fehlende Wissen über potentielle Partner und Einrichtungen der jeweils anderen Rheinseite und wünschten sich eine noch stärkere Vernetzung der Fachakteure durch den Eurodistrikt, auch über das Kulturforum hinaus. Gelingen könnte dies beispielsweise digital durch ein deutsch-französisches Verzeichnis der Kulturschaffenden, das eine grenzüberschreitende Orientierung und Kontaktaufnahme erleichtere. Ebenso wurden langfristige Finanzierungszusagen, auch von kleineren Kulturprojekten, und ein auf Veranstaltungen angepasstes, ausgeweitetes Mobilitätsangebot für alle Altersstufen und insbesondere im ländlichen Raum als Voraussetzung und nötige Rahmenbedingung für das Gelingen grenzüberschreitender Kulturarbeit genannt.  

Runder Tisch 

Öffentlich besprochen wurden die in den Fachateliers erarbeiteten Inhalte dann in einer zweiten Runde am 13. Oktober 2021 bei einem gut besuchten runden Tisch gemeinsam mit Eurodistrikt-Präsident Frank Scherer, der Straßburger Kunst- und Kulturbeauftragten, Anne Mistler, mit Mathieu Schneider, Vizepräsident der Universität Straßburg zuständig für den Bereich Kultur, Wissenschaft-Gesellschaft und Solidarität und Heide Palmer, der Beauftragten für Kunst- und Kulturförderung am Regierungspräsidium Freiburg.

Dabei wurde als bezeichnend herausgestellt, dass in den Fachateliers primär die politischen, finanziellen und kommunikativen Rahmenbedingungen von Kulturarbeit und weniger konkrete Projektideen diskutiert worden waren. „Rahmenbedingungen sind wichtig, aber es braucht vor allem die Menschen, die Projekte erdenken und die motiviert sind sie auch umzusetzen“, sagte dazu der Eurodistrikt-Präsident. Anstelle durch Politik und Verwaltung vorgegebener Kulturpfade plädierte Scherer daher gerade im Kulturbereich für einen bottom up-Ansatz, bei dem die Projekte aus der Gesellschaft heraus entstehen und der Eurodistrikt in seiner Rolle als Förderer und Vernetzer die nötige Hilfestellung bei ihrer Umsetzung leiste. Mit Blick auf den Eurodistrikt-Kleinkulturfonds und den Fonds für Zweisprachigkeit bedauerte er dabei zugleich, dass die jährlich durch den Eurodistrikt zur Verfügung gestellten Fördermittel nicht vollständig abgerufen werden. „Unser aller Herausforderung ist hier, vor allem die geistige kulturelle Mobilität und die kulturelle Motivation, über den Rhein zu springen, zu stimulieren und die Offenheit schaffen, die es dringend braucht“, so Scherer weiter.  

„Vernetzen, verbinden, verstehen“ war ebenfalls das kulturpolitische Credo von Mathieu Schneider, der, ebenso wie Anne Mistler betonte, auch die Präferenzen und Praktiken der Kunstamateure in den Fokus zu rücken, um Kulturangebote für möglichst viel Menschen interessant zu machen und darüber hinaus die vorhandenen Räume und Freiflächen an der Grenze für Kulturbegegnungen zu aktivieren.  Vor Hintergrund der komplexen kulturpolitischen Gefüge von Kulturakteuren und Entscheidungsstrukturen setzte Heide Palmer vor allem auf Netzwerkpflege und das Erdenken von Querschnittslösungen. In ihren Augen sollten nicht nur einzelne Kulturprojekte, sondern darüber hinaus auch größere grenzüberschreitende Strukturen, ähnlich dem Beispiel des Museumspasses, geschaffen werden, um ein grenzenloses Kulturerleben zu erleichtern.

Das Kulturforum wurde im Rahmen des Interreg V Projekts „Zivilgesellschaft“ mit EU-Mitteln gefördert.