Förderung sprachlicher und interkultureller Kompetenzen im Eurodistrikt

Ende letzten Jahres startete im Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau das deutsch-französische Bildungsprojekt „Spiel & Parle“, das Kindern links und rechts des Rheins ermöglicht, die Sprache des Nachbarn spielerisch und freiwillig schon in der Grundschule kennen zu lernen.

Im Rahmen eines freiwilligen Unterrichtsangebots geben dabei Volkshochschul-Dozenten oder französische Sprachanimateure den Grundschulkindern einmal pro Woche auf spielerische und kreative Art Sprachunterricht. Mit Spielen, Liedern und Literatur erlernen die Kinder einen ersten Grundwortschatz in der Sprache des Nachbarn. Die Schulstunde ist in den Ganztagsbetrieb oder die Nachmittagsbetreuung der teilnehmenden Schulen integriert. Pro Schuljahr ist außerdem mindestens eine eintägige Begegnung in Deutschland oder Frankreich geplant, die von deutschen und französischen Dozenten gemeinsam organisiert wird und durch Briefwechsel oder Videokonferenzen zwischen den Kindern vorbereitet werden soll.

Insgesamt nehmen aktuell rund 50 französische und 50 deutsche Kinder am freiwilligen Sprachunterricht teil. Beteiligte Schulen auf deutscher Seite sind die Geroldseckerschule in Lahr, die Schauenburgschule in Urloffen und die Grund- und Werkrealschule in Rheinau. Auf französischer Seite finden die Kurse in der École élémentaire du Conseil des XV in Straßburg, sowie in der Nachmittagsbetreuung in Erstein, Gerstheim und Benfeld statt.  

Noch Plätze frei

Für das laufende Schuljahr 2021/2022 sind für Nachzügler auf deutscher Seite noch Plätze frei. Für Schulkinder der GWRS Freistett (Sprachunterricht Dienstag- und Donnerstagnachmittag) stehen noch 4 Plätze sowie für Schulkinder der Schauenburgschule Urloffen (Sprachunterricht Dienstagnachmittag) noch 6 Plätze für die Teilnahme am spielerischen Französischunterricht zur Verfügung.

Interessierte Eltern können sich direkt an die VHS Ortenau (kehl@vhs-ortenau.de / 07851-94 87 55 00) wenden. Der VHS Ortenau obliegt, unterstützt durch den Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau und in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen Lahr und Offenburg sowie dem Gemeindeverband Erstein und dem Centre Culturel et Social Rotterdam in Straßburg, die organisatorische Umsetzung des Projekts.

Lücke im Bildungsangebot überbrücken

Eurodistrikt-Präsident und Landrat Frank Scherer, auf dessen Initiative das Projekt „Spiel & Parle“ zurück geht, zeigte sich erfreut über den gelungenen Start des Projekts: „Das Projekt wird gut angenommen und sowohl die Nachfrage als auch das positive Feedback der Eltern zeigen eindeutig, dass der Bedarf da ist und wir den richtigen Ansatz verfolgen“, so Scherer. „Die Abschaffung des Französisch-Unterrichts in den beiden ersten Grundschulklassen in Baden-Württemberg halte ich noch immer für einen Fehler, der dem besonderen Potential und auch dem Selbstverständnis unserer Region nicht gerecht wird. Gänzlich auffangen können wir diesen Wegfall als Eurodistrikt nicht, aber wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu der Überbrückung dieser Lücke im Bildungsangebot beitragen“, so Scherer weiter.

Entstanden ist das Projekt „Spiel & Parle“ vor dem Hintergrund, dass durch unterschiedliche Bildungspolitiken rechter und linker Hand des Rheins aktuell kein grenzüberschreitend flächendeckendes Fremdsprachenlernen entlang der Rheinschiene gewährleistet wird. In Baden-Württemberg wurde der Französischunterricht seit dem Schuljahr 2018/19 für die erste und zweite Klasse abgeschafft, was für viel Unverständnis und Kritik, auch seitens der Eurodistrikt-Vertreter, führte. Auf der französischen Seite wird Deutsch als Fremdsprache zwar flächendeckend in allen Schulen ab Klasse 1 unterrichtet. Jedoch mehrten sich jüngst die Berichterstattungen über einen Mangel an qualifizierten Deutschlehrern, der de facto die Umsetzung des Deutschunterrichts in Frankreich gefährdet.

Das Projekt „Spiel & Parle“ wird vom Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau finanziell in Höhe von 20.000 € für zunächst ein Schuljahr getragen. Geplant ist, die Mittel für das kommende Schuljahr auszuweiten. Der Rat des Eurodistrikt wird über die Verlängerung des Projekts in seiner kommenden Sitzung am 23. März 2022 beraten.